Seit mehr als einem Monat sitzen wir nun schon alle zu Hause und erfinden den Alltag neu. Und das passiert hier bei uns immer wieder, denn die Umstände verändern sich - und auch die Sichtweise auf die Dinge.
Als mein jüngerer Sohn Mitte März an einem Mittwoch nach Hause kam und sagte "Mama, ich glaube Corona ist bei uns im Norden angekommen. An der Schule gehen Gerüchte um, dass die Eltern von 2 Kindern erkrankt sind." dachte ich noch: Ja genau, erzähl' mir mehr. Tja - am nächsten Tag war seine Schule geschlossen und wir hingen ein bisschen in der Luft. Der größere Sohn ging noch zwei weitere Tage in die Schule, irgendwie mit einem mulmigen Gefühl, aber seine Schule hatte noch geöffnet und man sah keinen Grund zur Schließung. Der Mann war weiterhin beruflich in der gesamten Republik unterwegs.
In den folgenden Tagen überschlugen sich die Ereignisse: Schulen schlossen, Sportveranstaltungen wurden abgesagt, Restaurants bekamen Auflagen, schlossen kurz darauf, Geschäfte schlossen, das öffnetliche Leben stand still und irgendwie war nichts mehr wie zuvor. Aber wem erzähle ich das. Ihr habt's ja alle erlebt.
Die ersten Tagen erlebten wir ziemlich angspannt. Die Kinder mussten sich in den Clouds ihrer Schulen (zum Glück haben die sowas und müssen nicht tonnenweise Papier hin- und herschicken) zurechtfinden, der Mann schleppte sein halbes Büro nach Hause und belagert seitdem meinen Schreibtisch und ich musste irgendwie den Familienalltag umstrukturieren.
Außerdem war ich einige Tage damit beschäftigt, ganz dringend einen Teil meiner Kundinnen - natürlich kontaktlos - mit Garnen zu versorgen für den Fall einer bevorstehenden Quarantäne.
Und als das alles erledigt war harrten wir der Dinge die da kamen.
Nach und nach fanden wir uns in einen neuen Alltag ein und versuchten, dem Tag trotzdem ein wenig Struktur zu geben. Jetzt - in Woche 6 - sage ich: hat geklappt. Vormittags ist Schulzeit, danach darf rumgedaddelt werden.
Anfangs trudelten auch noch eine ganze Menge neuer Garne bei mir ein. Ich hatte fleißig bestellt für die geplanten Frühlingsmärkte, die aber teilweise schon vor längerer Zeit abgesagt wurden.
Tja - die Märkte... wann's da weitergeht weiß natürlich niemand. Aber ich bin zuversichtlich und stricke weiter, damit ich dann wenn es wieder Märkte gibt auch eine große Auswahl anbieten kann.
Was mir persönlich wichtiger denn je geworden ist: Auszeiten. Wer mich kennt wird genau jetzt schmunzeln, aber ich fahre nun regelmäßig mit dem Rad und gehe walken - sogar mit Stöcken in zügigem Tempo und nicht nur ganz gemächlich mit dem Hundekind.
Vielleicht hat das alles nämlich doch mehr Gutes als es anfangs schien: wir verbringen als Familie viel mehr Zeit miteinander als vorher und wissen dies zu schätzen.
Wir haben nun einen Essensplan - und jeder hilft bei der Zubereitung der Mahlzeiten mit.
Wir sitzen beisammen und schmieden gemeinsame Urlaubspläne für die Zeit nach dieser Zeit und freuen uns drauf - und bis dahin blättern wir durch Fotos vergangener Urlaube und erinnern uns gemeinsam...
Langsam kehrt zumindest beruflich für meinen Mann der Alltag wieder ein - zumindest tageweise tauscht er sein Homeoffice gegen sein Büro. Und auch unser großer Sohn geht inzwischen wieder tageweise in die Schule - wenn auch das ganz anders abläuft als bisher. Eben so, wie es die momentane Situation erfordert.
Ich bin wirklich gespannt, wie sich unser Leben zukünftig verändern wird. Aber eines ist sicher: sobald wieder Märkte stattfinden bin ich auch wieder unterwegs - denn der perönliche Kontakt mit meinen lieben KundInnen und KollegInnen fehlt mir schon sehr.
Bis dahin - bleibt alle gesund!
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